Eltern haben es nicht leicht. Es ist doch nur ein paar Jahrzehnte her, dass die Kinder, solange sie die Beine unter den Tisch der Eltern stellten, weitgehend rechtefrei waren. In ergebener Dankbarkeit hatte der Nachwuchs auszuharren, bis Vater, oder Mutter einen Befehl aussprachen. Gehorsam übernahmen die Kinder alle Pflichten und erfüllten, ohne sie zu hinterfragen, die Erwartungen der Eltern. Toll! Toll? Wie man es sieht. Diese Form der Erziehung findet sich auch heute noch in Ratgebern. Allerdings richtet sich solche Fachliteratur nicht an Eltern, sondern an Hundebesitzer. Der Hund muss seinen Platz kennen, bedingungslos die Hierarchie akzeptieren und sich selbst als den untersten in der Rangordnung der Familie zu sehen. So klappt das Zusammenleben mit dem Vierbeiner am Besten. Bei Kindern geht man heute zum Glück andere Wege.
Eltern sind, zumindest die ersten paar Jahre, den Kindern in fast jeder Hinsicht überlegen. So auch körperlich. Sind die Kinder elterlicher Gewalt ausgesetzt, haben sie nichts, was sie dem entgegensetzen können. Bei Gewalt gegen Kinder hat man unmittelbar Ohrfeigen und andere körperliche Züchtigungen im Kopf. Dabei beginnt die Gewalt tatsächlich schon viele viele Ebenen davor. So wie die Kinder den Eltern körperlich nichts entgegenzusetzen haben, so sind sie ihnen auch rhetorisch weit unterlegen. Eine Auseinandersetzung geht auf jeder Ebene immer zugunsten der Eltern aus.
Umso wichtiger ist es, dass Eltern diese Macht nicht mißbrauchen. Es ist verlockend, den einfachsten Weg zu wählen und die Kinder zu dem zu zwingen, was man von ihnen möchte. Stattdessen Verständnis aufzubringen, das Kind als gleichwertig zu verstehen und in einem Dialog eine gemeinsame Lösung zu finden, ist deutlich zeitaufwändiger, als mit klaren Worten die Richtung vorzugeben. Allerdings ist de aufgewendete Zeit eine ausgesprochen gute Investition. Sie ist also nicht verloren, sondern trägt Früchte und wirkt. Das Kind lernt ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Anordnungen werden hinterfragt und der Konsens steht an oberster Stelle.
Allerdings erfordert diese Form der Erziehung und des Umgangs mit den Kindern viel Konsequenz. Man muss Reflexen widerstehen und das eigene Verhalten permanent hinterfragen und gegebenenfalls verändern. Viele Sprüche und Verhaltensweisen, die man von den eigenen Eltern kennt, sind heute nicht mehr zeitgemäß. Trotzdem liegen die Phrasen ständig auf der Zunge und die Reaktionen auf das kindliche Verhalten spiegeln das wider, was man als Kind selbst erlebt hat.
Birthe, die zusammen mit Verena in ihrem Blog über gewaltfreie Erziehung und Kommunikation schreibt, fragt in der Blogparade, die sie über auf blogparade.net eingereicht hat, nach der Bedeutung von friedvoller Elternschaft. Ein Begriff, der sehr viel Interpretationspielraum bietet und vielleicht ganz unterschiedlich verstanden wird. Ist jede Einschränkung der Kinder bereits Gewalt? Liegt es nicht in der Natur der Erziehung, den Kindern Grenzen zu setzen und ihre Einhaltung zu überwachen? Kann man Werte vermitteln, ohne Gewalt anzuwenden? Kann man seine Kinder vor Gefahren beschützen, ohne in Ihre Freiheit einzugreifen?
Gewalt hat sehr viele Ebenen. Genauso hat friedvolle Elternschaft zahlreiche Aspekte, die sie ausmachen. Wenn Du selbst Kinder hast, oder selbst einmal ein Kind warst, dann bist Du die ideale Teilnehmerin, oder der ideale Teilnehmer an dieser Blogparade!
Alle Infos zur Blogparade findest Du unter: Was bedeutet eigentlich „friedvolle Elternschaft“?