Man kann über uns und das was wir tun, nur den Kopf schütteln. Da gibt es den Begriff Freizeit, der eigentlich definiert, dass wir frei haben und nichts tun sollten. Wir aber füllen die Zeit mit Freizeitaktivitäten und kombinieren damit, nicht nur im Wort, zwei Widersprüche. Früher war in dieser Hinsicht tatsächlich alles besser. Man entschied sich für Meer, oder Berge, fuhr hin, ging ein wenig wander, oder schwamm eine Runde im Meer und fuhr wieder heim. Heute ist Urlaub tatsächlich ein Projekt. Statt zwei Optionen hat man zehntausende und Pauschalurlaub gibt es überall auf der Welt und in fast jeder Preislage. Wie bei jedem guten Trend gibt es aber auch eine Gegenbewegung, also versucht man seinen Urlaub anders zu verbringen, als die anderen. Individualtourismus ist das Schlagwort. Dagegen ist nichts zu sagen, lernt man doch ein wenig authentischer Länder kennen, als hinter Hotelmauern. Eine neue Entwicklung ist heute das Thema der Blogparade. Schwarzer Tourismus.
Im Straßenverkehr zeigt der Mensch sein wahres Gesicht. Nicht nur Emotionen wirken fast direkt auf die Pedale, auch unsere Sensationslust leben wir aus. Wie genau ein Stau entsteht ist nicht schlüssig geklärt. Es hat wohl etwas mit Spurwechsel zu tun, die einen Autofahrer zum Bremsen zwingen und damit eine Kettenreaktion auslösen. Eine Sache sorgt aber garantiert für einen schönen Stau. Stellt man ein unscheinbares Auto und einen gelangweilten Fahrer in Pannenweste auf den Pannenstreifen, dann dauert es nicht lange und die beiden werden im Radio erwähnt. Schneller erreicht man sein Ziel, wenn man das Auto am Pannenstreifen anzündet. Damit blockiert man beide Fahrtrichtungen. Den Verkehr im gesamtem Bundesland bringt man zum erliegen, wenn der Mann in der Warnweste blutverschmiert ist, oder noch besser, regungslos neben seinem Auto liegt.
Wir schauen uns gerne unglückliche Menschen an. Das wissen auch TV-Sender, also zeigen sie abwechselnd die Reichen und Schönen, also glückliche Menschen und kranke, hungernde, arme und von Naturkatastrophen heimgesuchte Menschen. Es war also nur eine Frage der Zeit, dass es auch im Tourismus eine Option gibt, auf der Reise ein wenig Unglück zu besichtigen. Schwarzer Tourismus nennt sich der Trend an Orte zu reisen, an denen etwas schlimmes passiert ist. Man fährt ins KZ, oder zu einem Kriegerdenkmal und sieht es sich an. Michelle, die zuletzt die Blogparade Faszination Asien veranstaltet hat, schreibt auf ihrem Blog viel über ihre Reisen. Jetzt ruft sie auf zur Blogparade rund um den schwarzen Tourismus.
Ist es ethisch in Ordnung, einen Ort zu besuchen, an dem ein Mord passiert ist? Die Diskussion dazu könnte spannend werden, denn rund um den Tourismus gibt es viel, was mit Ausbeutung, Ethik und Umwelt zu tun hat. Bereist man nicht immer Orte mit einer großen Vergangenheit? Wieviele Morde und Hinrichtungen gab es wohl im Kolosseum? Trotzdem hält die dunkle Vergangenheit die zahllosen Touristen, die es sich Tag für Tag ansehen, nicht ab, eine Eintrittskarte zu kaufen. Im Kolosseum wurde allerdings vor 1.500 Jahren zuletzt gemordet. Gibt es also eine Verjährungsfrist für Urlaubsziele des schwarzen Tourismus und sind historische Schauplätze unbedenklich, während Greueltaten der jüngeren Geschichte tabu sind? Vielleicht gibt es ja auch garkeinen Unterschied, ob man sich auf Kos, zusammen mit hunderten anderen Touristen, die Platane ansieht, die Hippokrates gepflanzt hat, oder die Trümmer von Hiroshima besichtigt. Es könnte sein, dass es gleichwertig ist, die Freiheitsstatue auf staten iland zu besuchen, oder St. Nikolai in Hamburg zu besichtigen.
Ein Thema, das viel Raum für völlig unterschiedliche Gedanken und Ansätze gibt. Wenn Du irgendwo eine Grenze ziehst und definierst, was dunkler Tourismus ist und was nicht bist Du der perfekte Teilnehmer der Blogparade. Auch wenn Du den Tourismus komplett als unethisch und verwerflich ansiehst hast Du sicher etwas beizutragen. Sogar, wenn Du Tourismus insgesamt ablehnst ist diese Blogparade ideal, das einmal allen mitzuteilen. Bist Du in der Wahl Deiner Reiseziele aber kaltblütig und skrupellos und besuchst Ziele des schwarzen Tourismus, noch bevor die Blutspritzer getrocknet sind, dann kannst Du Deine Beweggründe darlegen und berichten, was Du erlebt hast. Es gibt wohl kaum jemanden, der an dieser Blogparade nicht teilnehmen kann!
Alle Infos zur Blogparade findest Du unter: Schwarzer Tourismus