
Ordnung ist keine Frage des Staubwedels, sondern eine Haltung. Das wird einem spätestens klar, wenn man morgens in der Sockenschublade die linke Socke von vorgestern sucht – und stattdessen das Ladekabel vom Nokia 3310 findet. Wer jetzt schmunzelt, hat vermutlich auch schon einmal die Weihnachtsdeko im Juli zwischen den Schwimmflügeln und der Steuererklärung entdeckt. Dabei beginnt Ordnung oft ganz leise, mit einem einzigen Satz: „Ich fange einfach mal an.“
Zum Beispiel damit, Dinge sichtbar zu machen. Was man sieht, benutzt man eher – deshalb ist ein offenes Gewürzregal manchmal hilfreicher als zehn Dosen im hintersten Eck. Wer seine Teebeutel nach Sorte sortiert, findet nicht nur schneller, sondern trinkt sogar bewusster. Und wer jeden Gegenstand in der Wohnung fragt: „Würde ich dich heute nochmal kaufen?“, kommt erstaunlich schnell auf eine beachtliche Spende für den Sozialflohmarkt.
Ordnung heißt auch, das Überflüssige loszulassen. Man kann sich einen Korb in den Flur stellen, in den jede Woche ein Teil wandert, das weg darf. Oder man legt sich die 1-aus-2-Regel zurecht: Für jedes neue Teil, das einzieht, müssen zwei gehen. Funktioniert bei Schuhen, Vasen, und ja, sogar bei überambitionierten Kochutensilien. Wer drei Spiralschneider besitzt, hat die Kontrolle eh schon lange verloren.
Es hilft, Räume in Zonen zu denken. Der Eingangsbereich braucht nicht viel: ein Haken pro Mensch, ein Korb für Mützen, ein kleiner Schuhschrank – und ein Ritual, Jacken sofort aufzuhängen. In der Küche rettet eine Schubladeneinteilung so manches Frühstück. Und im Bad: Warum nicht die Zahnbürsten, die tatsächlich benutzt werden, in hübsche Becher stellen – und die, die nur noch als Putzhilfe dienen, entsorgen?
Ordnung ist vor allem eine Frage der Wiederholung. Wer sich täglich zehn Minuten nimmt, um durch die Wohnung zu gehen und alles an seinen Platz zu legen, spart sich die große Aufräumaktion. Eine Sanduhr oder ein Handy-Timer helfen dabei, nicht zu trödeln – und verwandeln das Ganze in eine Art Spiel. Wer’s sportlich mag, legt Musik auf und räumt einen Song lang auf. Drei Lieder = blitzblankes Wohnzimmer. Meistens.
Auch im Kleinen wirkt Ordnung. Man kann Ladegeräte in leere Brillenetuis sortieren, Kabel mit Masking Tape beschriften oder Beipackzettel in einer Fotobox lagern. Wer den Medizinschrank in Kategorien unterteilt – Pflaster, Schmerzmittel, Reiseapotheke – sucht im Ernstfall weniger lang und fühlt sich fast wie in einer Apotheke mit sehr persönlichem Kundenservice.
Und dann die Papierberge! Man kann Papierkram in drei Fächer aufteilen: „Muss ich“, „Will ich“, „Kann weg“. Oder gleich radikaler sein: Alles scannen, digital ablegen – und das Original nur aufheben, wenn es rechtlich nötig ist. Rechnungen benennt man am besten nach einem Schema wie „2024_Strom_Jänner“, damit man beim Suchen nicht verzweifelt. Bonus-Tipp: Ein Tag im Monat als „Papierkram-Tag“ reserviert Wunder.
Aber Ordnung hört nicht bei Gegenständen auf. Auch Zeit will strukturiert sein. Wer sich morgens Kleidung für die ganze Woche rauslegt, spart sich jeden Tag ein bisschen Entscheidungsstress. Wer Einkaufszettel nach Ladenstruktur schreibt (erst Gemüse, dann Kühlregal, dann Drogerie), spart Nerven – und schont spontane Schokoladenzugriffe. Meal Prep wirkt Wunder: Reis vorgekocht, Gemüse geschnitten – und die Woche schmeckt halb so hektisch.
In der digitalen Welt gelten ähnliche Prinzipien: Apps, die man seit sechs Monaten nicht geöffnet hat, dürfen gehen. Push-Mitteilungen deaktivieren schafft Fokus. Auf dem Desktop helfen Ordner mit klarem System – z. B. „Aktuell“, „Wichtig“, „Archiv“ – besser als 87 Icons im freien Fall. E-Mails? Am besten mit der Zwei-Minuten-Regel: Was sich sofort erledigen lässt, gleich machen. Der Rest kommt in eine Wiedervorlage – oder in den Papierkorb.
Auch im Kalender darf Ordnung herrschen. Termine farblich markieren nach Kategorien – Arbeit, Familie, Me-Time – gibt Übersicht. Wer seine Woche am Sonntagabend grob plant, beginnt montags strukturierter. Und wer sich Pausen bewusst einträgt, lebt entspannter. Ordnung bedeutet nämlich nicht ständige Aktivität – sondern Klarheit auch über die Lücken im Tag.
Finanziell wird’s mit Ordnung richtig spannend. Wer seine Fixkosten in einer Übersicht hat, weiß, wie viel Spielraum bleibt. Daueraufträge prüfen, unnötige Abos kündigen, ein Haushaltsbuch führen – klingt langweilig, fühlt sich aber gut an. Wer seine Kontoauszüge monatlich kontrolliert, hat nicht nur den Überblick, sondern findet oft auch vergessene Abbuchungen. Oder alte Netflix-Accounts, die niemand mehr nutzt.
Und dann gibt es Ordnung, die man gar nicht sieht – aber fühlt. Wer Beziehungen klärt, Unausgesprochenes anspricht, Streit nicht liegen lässt, sondern sortiert, lebt innerlich strukturierter. Wer morgens als Erstes das Bett macht, startet mit einem kleinen Sieg in den Tag. Wer jeden Abend das Waschbecken leer und den Tisch frei hinterlässt, wacht in einem geordneten Zuhause auf – selbst wenn das Leben draußen chaotisch bleibt.
Ordnung hat viele Gesichter. Sie zeigt sich in durchdachten Routinen ebenso wie in der Entscheidung, etwas nicht mehr zu brauchen. Sie ist nicht rigide – sie ist hilfreich. Nicht zwanghaft – sondern befreiend. Und oft ist sie einfach nur ein Trick, der das Leben leichter macht: Wie die Wäsche nach Farben zu sortieren. Wie eine „Zu verschenken“-Kiste im Hausflur. Wie eine Schublade mit Kleinkram, in der nichts liegt, das man nicht kennt. Ordnung beginnt nicht mit dem Ausmisten. Sie beginnt mit dem Gedanken: Ich will Raum schaffen – für das, was wirklich bleibt.
Ordnung hört nicht bei Schubladen auf. Man kann sie auch in Gespräche bringen, in Gedanken, sogar in sein Passwortsystem. Wer z. B. alle Passwörter in einem Passwortmanager ablegt – mit einem wirklich sicheren Masterpasswort, das man sich gut merkt – hat weniger Stress und muss nie wieder „1234“ in Panik ausprobieren. Wer alle wichtigen Dokumente – Ausweis, Versicherung, Impfnachweis – digital in einer Cloud mit klarer Ordnerstruktur bereithält, kann spontan verreisen, und zwar mit Stil.
Ordnung bedeutet auch, sich selbst zu kennen: Wer weiß, dass er Montagmorgens keine Entscheidungen treffen kann, legt sich die Kleidung am Sonntag zurecht. Wer weiß, dass er in der Küche schnell ausrastet, strukturiert den Arbeitsplatz so, dass Salz, Öl, Messer und Schneidebrett blind erreichbar sind. Wer weiß, dass er drei Tupperdosen besitzt, aber keine Deckel, braucht keine neue Dose, sondern ein Deckelregister. Klingt absurd – funktioniert.
Man kann das Leben in Etappen gliedern, und in jeder davon Ordnung stiften. Die Kinderzimmer z. B.: Wer Spielzeug nach Themen in Boxen verstaut („Bau“, „Kuscheln“, „Kreativ“), hat nicht nur schneller aufgeräumt, sondern plötzlich wieder Lust zu spielen. Kleidung wechselt man saisonal aus und lagert das, was gerade nicht passt, in beschrifteten Boxen unterm Bett. Weniger Auswahl = weniger Drama morgens.
Im Schlafzimmer wirkt Ordnung sogar schlafverlängernd. Wer keine Wäscheberge sieht, schläft ruhiger. Ein leerer Nachttisch, frische Bettwäsche, vielleicht ein aufgeräumtes Bücherregal – und plötzlich ist Einschlafen keine Pflicht mehr, sondern ein Vergnügen. Wer eine kleine Box für Schmuck, Lippenbalsam, Ladegerät und Ohrstöpsel hat, wacht morgens organisierter auf als ein Durchschnittsmanager.
Im Auto kann man ebenfalls Ordnung halten: Ein Mülleimer auf dem Beifahrersitz (ja, wirklich), ein Organizer an der Rückseite der Sitze für Notfall-Snacks, Taschenlampe, Warnweste. Scheibenreiniger und Lappen im Kofferraum – und das Handschuhfach enthält wirklich nur das, was dort hingehört. Der Rest darf raus. Wer will schon eine alte Parkscheibe von 2018?
Auch Beziehungen profitieren von Ordnung. Geburtstage in einen digitalen Kalender eintragen. Kleine Erinnerungshilfen: „Montags Mutter anrufen“, „Donnerstag Blumen für Partner*in“, „Jeden 1. Sonntag: Kaffee mit Freund X“. Klingt mechanisch – wirkt aber menschlich. Und sorgt dafür, dass Nähe kein Zufall bleibt.
Wer Tiere hat, kann auch dort Ordnung stiften: eine Schublade für Leine, Tüten, Snacks. Ein Kalender für Tierarztbesuche. Klare Futteraufbewahrung (am besten in luftdichten Dosen). Und ein Platz, an dem sich Tier und Mensch gleichermaßen wohlfühlen – sauber, übersichtlich, gemütlich.
Ordnung ist auch Kommunikation. Wenn jeder in der WG oder Familie weiß, was wohin gehört, gibt es weniger Streit. Dafür braucht es Beschriftung, Absprachen und gelegentlich eine Reinigungs-Playlist mit lauten 2000er-Hits. Wer „Routine“ zu einem neutralen Begriff macht, statt zu einem Druckmittel, wird erleben, wie wohltuend gelebte Ordnung sein kann.
Kreativität und Ordnung schließen sich übrigens nicht aus. Im Gegenteil: Wer Bastelmaterial, Farben oder Textilien nach Art sortiert, wer digitale Projekte in klaren Ordnern sammelt, kann sich beim kreativen Arbeiten besser fallen lassen. Chaos im Kopf braucht Ordnung in der Umgebung – so einfach ist das manchmal.
Auch das mentale Sortieren ist erlaubt: Ein Notizbuch für Gedanken, die nachts kommen. Eine App für Ideen, die man nicht vergessen will. Ein Kalender, der nicht überfüllt ist, sondern bewusst Lücken lässt. Ein Morgenritual ohne Handy. Ein Abendritual mit Stille. Wer Ordnung in den Tag bringt, bringt Struktur in den Kopf – nicht als Zwang, sondern als Einladung zum Klarsein.
Und wenn man mal nicht aufräumen will? Dann hilft die 5-Minuten-Regel: Fünf Minuten tun, was nötig ist – und dann aufhören dürfen. Meistens räumt man weiter, weil man schon angefangen hat. Und wenn nicht? Ist auch okay. Denn Ordnung darf kein Selbstzweck sein. Sie soll helfen, nicht tyrannisieren.
Manchmal hilft ein Satz: „Was würde ich tun, wenn ich heute zum ersten Mal in dieser Wohnung wäre?“ Plötzlich sieht man Stapel, die man vorher übersehen hat. Und plötzlich ist klar, was bleiben darf – und was gehen kann. Wer seinen Besitz wie einen guten Freund behandelt (nicht wie Ballast), lebt leichter.
Und zuletzt: Ordnung darf Spaß machen. Es ist nichts falsch daran, seine Gewürze alphabetisch zu sortieren – solange es einen nicht in den Wahnsinn treibt. Ordnung ist immer dann sinnvoll, wenn sie entlastet. Wenn sie Klarheit schafft. Wenn sie Energie zurückgibt.
Genau darum geht es auch in der Blogparade von Anja: um Ordnung, um kleine und große Tipps, um Routinen, die das Leben leichter machen – aber auch um den liebevollen Umgang mit sich selbst im Chaos. Auf ihrem Blog schreibt Anja nicht nur über Ordnung, sondern über Vereinfachung, über achtsames Wohnen, über das schöne Gefühl, wenn wieder Luft in den Alltag kommt.
Die Blogparade lädt dazu ein, die eigenen Erfahrungen, Tricks und Aha-Momente rund um das Thema Ordnung zu teilen – egal ob im Kleiderschrank, im Kopf, in der Küche oder im digitalen Kalender. Gesucht sind keine perfekten Systeme, sondern echte Impulse. Alltagsnah. Persönlich. Inspirierend.
Und wer Ordnung als etwas Beglückendes versteht – oder es werden will –, wird dort ganz sicher fündig. Denn manchmal reicht ein einziger Tipp, und plötzlich wird aus Aufräumen eine stille Freude.
Alle Details zur Blogparade findest du ganz ordentlich unter: Meine persönlichen (besten) Ordnungstipps
Diese Blogparade läuft bis 22.06.2025.